Die künstliche Demoiselle

Erzählung

Casanova befindet sich auf der Reise von Potsdam nach Petersburg in der Nähe von Riga. Man schreibt das Jahr 1764, er ist 39 Jahre alt.

 

Bei der Durchfahrt durch die kurländische Stadt L. begegnet ihm eine Kutsche, er tauscht einen Blick mit der schönen Frau, die darin sitzt. Casanova unterbricht seine Reise und sucht den nächsten Gasthof auf, beschließt, in L. zu bleiben, um die Frau ausfindig zu machen. Er erfährt, dass die Unbekannte zusammen mit einem gewissen de Ravenstein, einem deutschen Arzt, unterwegs nach Wahrschau ist.

 

Es gelingt Casanova tatsächlich, mit der schönen Unbekannten Kontakt aufzunehmen, der alte Arzt aber mischt sich auf seltsame Weise in die Affäre ein. Bei einer Einladung in sein Haus eröffnet er Casanova, die junge Xenia, die er als sein Mündel ausgibt, sei kein menschliches Wesen. Es handle sich um den Körper einer Toten, den er mittels des Magnetismus wieder ins Leben gerufen und auf diese Weise zu einem perfekten Automaten gemacht habe. Casanova hält das für eine bösartige Lüge des Alten und beschließt, Xenia aus seinem Bann zu befreien. Das gestaltet sich schwieriger, als er glaubt.

 

Denn zu seiner Bestürzung muss Casanova erkennen, dass auch Xenia selbst sich nicht für ein menschliches Wesen hält. Sie verhindert seine Annäherung, weil sie nicht möchte, dass durch das Offenbarwerden ihrer Nichtmenschlichkeit die Illusion zerstört werde, sie sei ein Mensch.

 

Casanova, der eben diese Haltung als eine menschliche zu erkennen meint, glaubt an eine Krankheit oder eine Notlüge Xenias und versucht, mittels seiner Verführungskünste die Macht de Ravensteins über Xenia zu brechen. Die Affäre entwickelt sich zu einem Ringen um Xenia, in dem Casanova, obwohl er all seine beträchtlichen Möglichkeiten ins Spiel bringt, schließlich unterliegt.

 

Erst viel später muss er erkennen, dass er in de Ravenstein auf einen Verführer getroffen ist, der ihm an Raffinesse noch etwas voraus hatte.

 

Der alt gewordene Casanova beschließt beim Niederschreiben seiner Lebensgeschichte aus Gründen, die wir nur erraten können, diese Episode seinen Memoiren nicht hinzuzufügen, sondern sie statt dessen ins Feuer zu werfen. Offen bleibt allerdings, weshalb ihm das nicht geglückt sein sollte …

 

Erschienen 2008. Auflage vergriffen, Restexemplare können über diese Website zum Preis von 22.- € plus Versandkostenpauschale von 2.50  € bestellt werden.

Leseprobe
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Pressestimme


Was zuerst auffällt, ist die wohlklingende und schön gesetzte Sprache, in der Braun seinen Casanova die Geschichte als Ich-Erzähler berichten lässt.
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Die Bilder in sanften Sepia-Tönen verströmen eine besondere Atmosphäre. Die leichte Unschärfe entrückt die Fotos in Traumwelten, was wunderbar zu der Phantastik der Erzählung passt.

Rheinpfalz vom 17.7.2007
Demoiselle_Rheinpfalz_070717.pdf
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